„Dort wiesen sie ihm ein Ställchen unter der Treppe, wo kein Tageslicht hinkam, und sagten, <Rauhtierchen, da kannst du wohnen und schlafen>. Dann ward es in die Küche geschickt und tat alle schlechte Arbeit.
Da lebte Allerleirauh lange Zeit recht armselig. Ach, du schöne Königstochter, wie solls mit dir noch werden!“
„Allerleirauh“, Märchen der Brüder Grimm, Nr. 65
Schauen wir uns um in unserer Welt heute, dann geht es dem Erzählen wie Allerleirauh im Märchen der Brüder Grimm. Christa Oehlmann schreibt: “ … das Märchen bietet sich an als Bild für das Erzählen, das heute ein ähnlich armseliges Leben fristet, vergessen, verkannt, verkommen, auch nicht recht definierbar, eben wie Allerleirauh in seinem Patchworkmantel aus zusammengeflicktem Rauhwerk von mancherlei Tierfell, rußgeschwärzt und gut für die Küche (wo ja das Erzählen bekanntlich zu allen Seiten gedieh.)“ Christa Oehlmann: „Erzählen lernen“, S. 9
Die Märchenerzählerin Andrea Will und Bernd Bischoff erzählen Geschichten. Auf Fortbildungen, in unserer Praxis haben wir uns mit Geschichten beschäftigt. Wir spüren: Geschichten müssen erzählt werden, sie müssen unter das Volk. Sie haben es nicht verdient, ein „armseliges Leben unter der Treppe zu fristen“.
So haben wir uns zusammengetan. Erzählen alleine oder treten zusammen auf. Dann möchten wir so ehrlich, so wahrhaftig erzählen wie nur möglich. Das Wort soll den Zuhörer, die Zuhörerin entführen in eine andere Welt.
Der Löwe auf dem Dachboden
Am 4. Advent nachts um vier